Nimm es leichter, statt perfektionistisch zu sein

Gerade sitze ich auf dem Sofa mit dem festen Entschluss einen guten Blogtext zu verfassen, denn mein letzter ist ja schon etwas zu lange her. Fühlt sich so an, als würde ich nicht genug tun für mein Business und ein klein bisschen schlechtes Gewissen zeigt sich. Dies ist mein Marker, der mich drauf hinweist eine Nummer zurück zu fahren und mich zu entspannen. Mein schlechtes Gewissen ist ein Hinweis, dass mein Perfektionist sich meldet und ich vor einer Ich-Muss-Schleife stehe, die immer im Kreis führt. Etwas, dass ich nicht nur von mir, sondern auch von meinen Kunden oft gehört habe. Alles Menschen, mit einem hohen Kampfesgeist und einem riesen Anspruch an sich selbst. Lass mich dir genauer erzählen, wie ich das meine. Und wie dir das Wissen und die Erfahrungen aus diesem Blogartikel helfen können, dich aus deinen eigenen viel zu hohen Ansprüchen an dich selbst auf ein gesundes Maß hinzubewegen.

Dieser innere Diktator namens Perfektionismus

Früher siegte mein Perfektionismus immer, mein innerer kleiner Diktator, der vor all meinen beruflichen Aktivitäten hinter mir stand mit der Peitsche und sagte: “ Los! Streng Dich an! Wenn Du das nicht hinbekommst, dann wirst du gnadenlos scheitern und niemand wird dich mehr mögen.“ Und ehrlich gesagt brachte ich es durch diesen Terroristen ziemlich weit, denn er trieb mich an und forderte Leistung. Er verhalf mir zu einer großen Beharrlichkeit und einem sehr starken Willen, mit dem ich meine Ziele verfolgte. Was ich mir vornahm, das schaffte ich auch. Nur, was zusätzlich passierte: Ich wurde verbissen, verkrampft, konnte mich daraus nicht lösen. Ich definierte mich ausschließlich über meine beruflichen Erfolge, und machte mich davon abhängig. Ich machte die Dinge nicht mehr rein aus Freude, sondern weil ich etwas darstellen wollte. Mein Privatleben blieb auf der Strecke, für Freunde und Familie hatte ich weder Zeit noch Kraft und lief eigentlich nur noch erschöpft wie ein Zombie durch die Gegend. Ich resignierte und sah keinen Ausweg mehr. Bis mein umdenken startete.

Vielleicht kennst du diese innere Stimme, die dich antreibt und dir vielleicht immer wieder einredet, dass du dich noch mehr anstrengen musst. Denn „du musst noch kurz die Welt retten“. Zum Beispiel, wenn du morgens auf der Arbeit deinen Rechner startest, 187 ungelesene E-Mails im Posteingang und das Gefühl der Überforderung eintritt. Am Anfang kannst du dich noch motivieren, strengst dich an, um der Mailflut gerecht zu werden, und irgendwann kommt die Resignation. Das Gefühl von Sinnlosigkeit, denn du stellst fest, dass es einfach nicht reicht. Wenn es soweit gekommen ist, dann darfst du nun auf dich aufpassen. Denn dies ist ein Signal, dass du, wenn du so weitermachst, auf dem besten Weg in ein Burn Out bist.

Steige aus

Es ist höchste Zeit anzuhalten, und mal für dich zu prüfen, was du wirklich im Leben willst. Was dir Halt gibt, wo deine Kraft sinnlos verpufft, und wo sie durch Aktivität steigt. Was dir gut tut und was nicht.

Als ich vor inzwischen 8 Jahren an diesem Punkt war, machte ich ein Yogaretreat mit. Ich weiß noch, dass ich ganz überrascht war, weil es nur eine Aktivität pro Tag gab, und sonst kein Programm. Das schien mir sinnlos, mit so wenig Aktivität Zeit zu verschwenden, und so langweilig. Aber ich ließ mich darauf ein. Und fand mich in dieser Woche zu meinem Erstaunen selbst. Ich hatte einfach mal die Ruhe und die Zeit nichts zu tun, und statt zu denken mal zu fühlen. Und mich mit genau diesen Fragen auseinanderzusetzen, was gibt mir Kraft im Leben, und was kostet mich Kraft. Heraus kam für mich: Ich mach viel zu wenig von Dingen, die mir Kraft geben, und viel zu viel Dinge, die Kraft kosten.

Für die Beantwortung dieser Fragen braucht es Raum und Zeit, und sehr viel Ehrlichkeit mit sich selbst. Denn oft geben wir sehr viel Energie, in Aktivitäten oder Menschen, die uns zwar nicht gut tun, die wir aber aus bestimmten Gründen nicht verlieren wollen. Und oft rauben uns genau diese Aktivitäten die Zeit Dinge zu tun, die uns Energie geben würden.

Der Wendepunkt

Das ist der Lernprozess, den viele Menschen im Coaching erst mal gehen müssen: sich zu erlauben Dinge zu tun, die ihnen Kraft geben. Die Spaß und Freude machen, vielleicht erstmal nicht zielgerichtet wirken und deshalb als sinnlos abgetan werden. Denn Menschen mit einem sehr hohen Anspruch an die eigene Leistung und die eigene Arbeit geraten in eine seelische Not, wenn sie ihren Ansprüchen nicht genügen. Meist handelt es sich um ein Programm aus der Kindheit, dass diese Menschen sich schon früh angeeignet haben, um mit frühen Konflikten umzugehen und ihre sensible Gefühlswelt zu schützen.

Mein Wendepunkt kam, als ich erkannte, dass mein hoher Anspruch an mich selbst eine Schutzstrategie meines Verstandes war, um mich nicht schlecht und unzulänglich zu fühlen. Dieser innere Diktator, der mir immer erzählte, dass ich besonders gut sein müsse, der wollte mich gar nicht terrorisieren. Der wollte mich schlicht vor diesen unangenehmen Gefühlen schützen. Mir wurde klar, dass ich egal wie viel ich machte, diese innere Stimme nie zufrieden stellen konnte. Ich entdeckte, wo diese Stimme herkam, hinterfragte immer mehr den Wahrheitsgehalt dessen, was sie mir erzählen wollte und begann nach und nach meine Einstellung zu verändern. Diese Erkenntnis erfüllte mich mit Dankbarkeit und Mitgefühl mir selbst gegenüber, und ich konnte mir selbst erlauben, diesen Schutz etwas zu lockern.

Genau das ist mein Rat an dich, wenn du an so einem Punkt stehst. Akzeptiere deinen hohen Anspruch an dich selbst als einen Weg deiner Psyche, dich über dein Unterbewusstsein vor dem Gefühl der Unzulänglichkeit und damit dem Gefühl keine Existenzberechtigung zu haben, zu schützen. Diese Gefühle gehen auf archaische innere Ängste zurück, die tief in deinem Unterbewusstsein wirken. Und dennoch kannst du diese verändern, nämlich indem du sie in Frage stellst und nach und nach neue Verhaltensweisen entwickelst. Mehr Dinge tust, die Freude machen, deinen Wert in anderen Dingen erkennst, als nur im Beruf oder in der Leistung.

Und es wird leichter

Du wirst feststellen, es wird leichter mit der Zeit. Die Gefühle verändern sich, und es wird dir leichter fallen auch mal etwas für dich zu tun. Es heißt nicht, dass du keine Ansprüche mehr haben sollst, nur einfach in einem gesünderen Rahmen. Vielleicht geht es dir wie mir, dass du feststellst, dass du zu lange in einem Beruf warst, der dir keine Freude gemacht hat. Dass du daran etwas ändern möchtest. Vielleicht entdeckst du auch einen Herzenswunsch auf dem Weg, eine Vision von dem Leben, wie du es gerne hättest.

Ich habe immer die innere Kraft in mir gespürt, den Drang danach Dinge zu verändern, zu verbessern. Mein Verstand übersetze diesen Drang in Druck. Aus: „Ich würde gerne“ wurde ein „Ich muss“. Diese superhohen Ansprüche an mich selbst, die eigentlich immer nur ich an mich stellte, denen konnte ich eigentlich nie gerecht werden. Bis ich einfach begann, diese Gefühle als falsch umzuwerten. Denn wer sagt dir, was die Wahrheit ist? Was ein guter und richtiger Anspruch ist? Sind es wirklich deine eigenen Werte, nach denen du handelst, oder sind es die, von anderen Menschen. Von deinen Eltern, von der Gesellschaft? Ich stellte fest, ich handelte fast ausschließlich nach Werten und Erwartungen von anderen, denen ich gerecht werden wollte.

Heute im Rückblick würde ich sagen: Das beste was passieren mir konnte, war der Zeitpunkt, an dem ich nicht mehr so weitermachen konnte. Denn warum soll man etwas verändern, das funktioniert? Und heute lebe ich sehr viel entspannter und glücklicher, weil ich mich nicht mehr durchs Leben stresse. Natürlich muss ich auch Geld verdienen und Steuern zahlen, aber der Hauptfokus liegt darauf, wie kann ich dies auf gesunde Weise tun. Der Wunsch anderen zu dienen, der besteht weiterhin. Auch der Wunsch etwas Gutes in der Welt zu hinterlassen. Und daneben besteht ein neuer Herzenswunsch, nämlich dass es mir gut geht dabei.

Und dies wünsche ich mir für dich. Von Herzen alles Liebe. Möchtest du von mir auf deinem Weg unterstützt werden buche dir gerne ein Kennenlerngespräch.

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